Wie bist du zum Tennis und schließlich auch zum Blindentennis gekommen?
Ich bin durch meine Schwester zum ganz normalen Tennis gekommen. Sie hat damals gespielt und war der Grund, warum ich mit vier Jahren angefangen habe. Der Trainer wusste damals, dass ich schlecht sehen konnte, hat mich aber trotzdem mit einer normalen Kindergruppe zusammen trainiert. Blindentennis spiele ich, seitdem ich 17 bin. Damals habe ich im Internet davon erfahren und bin mit Niklas Höfken (DTB-Referent Inklusion, Anm. d. Red.) in Kontakt getreten.
Du trittst in der Kategorie B3 an, in der die Spieler:innen 5-10% Sehrest haben, was genau kann man sich unter dem Sehvermögen in dieser Kategorie vorstellen ?
Das ist immer schwierig zu beschreiben, wenn man nicht richtig weiß, was die anderen sehen. Grundsätzlich kann ich alle Farben sehen und im Prinzip auch alles andere nur mit dem Unterschied, dass es alles sehr unscharf ist. Ich bin extrem kurzsichtig. In der Ferne kann ich gar nicht lesen oder Menschen erkennen, sondern nur im nahen Bereich.
Wie unterscheidet sich Blindentennis von dem der Sehenden?
Der größte Unterschied liegt sicherlich im Zeitfaktor. Beim Blindentennis hat man definitiv viel mehr Zeit, weil der Ball zweimal aufkommen darf und längst nicht so schnell ist wie ein normaler Tennisball. Auch das Feld ist kürzer. Das heißt, man kann die Bälle nicht so lang spielen und bekommt den Ball so gut wie nie tot. Mit einem normalen Tennisball kann man durchziehen und den Ball beschleunigen, bis der Gegner ihn nicht mehr zurückbekommt. Das ist mit den Blindentennisbällen so gut wie nicht möglich, weshalb auch die Ballwechsel viel länger sind. Man muss deutlich mehr mit Winkeln arbeiten und so die Punkte gewinnen.
Wie kann man sich eine Trainingseinheit bei dir vorstellen?
Ich trainiere fast gar kein Blindentennis, nur vor Turnieren. Sonst bin ich ganz normal im Gruppentraining oder auch im Training mit meiner Mannschaft. Diesen Sommer hatte ich zusätzlich Einzeltraining, bei dem ich spezifisch Blindentennis trainiert habe. Letztendlich ändert sich beim Blindentennis nur der Ball, an den man sich gewöhnen muss.
Was spielst du lieber normales oder Blindentennis?
Ich spiele super gerne den schnellen Ball, da eignet sich der normale Tennisball einfach deutlich besser als der Blindenball. Aber so genau kann ich das nicht sagen. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich vermutlich normales Tennis wählen, weil ich es generell viel mehr spiele.
Du spielst auch im normalen Mannschaftsbetrieb mit, wie erfolgreich seid ihr?
Im Moment sind wir nicht so erfolgreich, wir dümpeln aktuell in der Kreisliga rum. Mein bisher größter Erfolg war es, in der Bezirksliga ein Match zu gewinnen.
Umso erfolgreicher bist du persönlich in den Konkurrenzen im Blindentennis. Du bist dreimal in Folge Weltmeisterin geworden. Was macht dein Spiel dem der anderen so überlegen?
Zum einen glaube ich, dass ich einen riesigen Vorteil dadurch habe, dass ich ganz normal das Tennisspielen gelernt habe. Ich habe ein ganz anderes Verständnis vom Tennis als meine Gegnerinnen. Hinzu kommt meine Athletik. Ich bin außer in diesem Jahr mit Abstand die Jüngste und dadurch ausdauermäßig am fittesten. Durch meine Erfahrungen mit dem normalen Tennisball kann ich auch noch eine viel höhere Geschwindigkeit als die anderen spielen.
Wie wichtig ist die Kommunikation im Blindentennis, vor allem auch im Doppel?
Im Prinzip ist es wie im normalen Doppel auch, man muss nur etwas mehr sprechen. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal Doppel gespielt, vorher gab es leider keine internationalen Wettbewerbe. Wichtig ist vor allem, dass eine Spielerin die Führung übernimmt, da man sich sonst oft in die Quere kommt.
Was wünschst du dir für die Zukunft des Blindentennis?
Für die Inklusion von Blindentennis wünsche ich mir, dass der Sport immer weiter angenommen wird und an Normalität gewinnt, sodass man nicht mehr so viel darüber sprechen muss. Außerdem hoffe ich, dass die Konkurrenz größer wird und mehr Leute zum Sport finden. Mein großes Ziel ist natürlich, dass die Sportart paralympisch wird und ich an den Paralympischen Spielen teilnehmen kann.
Weitere Informationen zum Blindentennis gibt es hier.