Die letzten BMW Open als ein Turnier der 250er-Kategorie sind beendet. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Tross: Wir sind sehr zufrieden und stolz, wie die BMW Open sich auch 2024 noch einmal weiterentwickelt haben und bei den Tennisfans angenommen wurden. Wir hatten viele Top-Spieler hier in München und waren in diesem Jahr erstmalig in der Historie des Turniers bereits vor dem Start alle neun Tage komplett ausverkauft. Das zeigt, wie groß das Interesse in Deutschland ist, Spitzentennis in unserer einzigartigen familiären Atmosphäre zu genießen. Wir sind im jetzigen Set-Up sehr erfolgreich und hätten den Schritt nach oben von uns aus nicht zwingend gebraucht.
Anfang November 2023 beschloss die ATP, das bisherige 250er-Turnier beim MTTC Iphitos ab 2025 auf ein 500er-Turnier aufzuwerten. Wie ordnen Sie diese Entscheidung ein?
Tross: Es ist definitiv ein außergewöhnlicher Erfolg. Wir haben uns gegen zehn andere Bewerber durchgesetzt und sind damit das einzige Upgrade in Europa. Wir haben uns, der Stadt und dem Land für die nächsten 15 bis 20 Jahre eine Top-Veranstaltung gesichert, in denen auch kein neues 500er-Turnier mehr dazu kommt. Wir sind jetzt bereit unser Turnier auf das nächste Level zu bringen.
Warum war dieser Schritt dann doch notwendig?
Tross: Der neue ATP-Kalender zeigt, dass es vom Termin in Europa kein richtig gutes 250er-Turnier mehr gibt. Die Bemühungen der ATP gehen klar in die Richtung sich auf wenige Premium-Events zu fokussieren und diese zu stärken. Wir hätten ohne das Upgrade nicht überlebt, das ist für mich Fakt. Insofern sind wir sehr glücklich jetzt diesen Schritt zu gehen und uns vor dem Strudel nach unten gerettet zu haben.
Was waren die Gründe, dass die ATP sich für die BMW Open entscheiden hat?
Okon: Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir innovativ sind und uns stetig weiterentwickeln. Wir haben immer wieder Leuchttürme gesetzt. So waren wir das erste Turnier, das einen E-Sports-Wettbewerb integriert hat. Wir sind ein Vorreiter beim Para-Tennis, haben mit unserem Partner Allianz ein Rollstuhl-Turnier etabliert; heute das einzige ITF-Grade-1-Turnier in Deutschland. Wir haben eine tolle Partnerstruktur mit vielen langfristigen Kooperation. Das ist nicht normal und über die Jahre zusammengewachsen. Gleichzeitig hat sich Fabian in den Gremien der ATP maximal politisch eingebracht und sie von unserem Konzept überzeugt.
Tross: Bei unserem Finale im vergangenen Jahr war ATP-Chef Andrea Gaudenzi persönlich hier und ich glaube, dass war der Moment, als er sich entscheiden hat, München als seine Empfehlung für ein Upgrade ins Board zu geben. Er hat ein ausverkauftes Finale bei gutem Wetter gesehen, mit wichtigen Partnern und Politikern gesprochen, die dem Turnier ihre langfristige Unterstützung zugesagt haben. Das hat sehr geholfen.
Was bedeutet diese Entscheidung nach ihrer Einschätzung für die Turnierlandschaft in Deutschland?
Tross: Grundsätzlich ist es natürlich sehr gut, dass wir jetzt drei 500er-Turniere in Deutschland haben. Zudem gibt es mit Stuttgart ein sehr gutes 250er-Event. Jedes der vier Turniere hat seinen Markt und sein Alleinstellungsmerkmal, so dass wir wirklich vier Topevents in den unterschiedlichen Regionen haben. Das unterstreicht unseren internationalen Stellenwert. Es hilft in der Nachwuchsförderung und der Ausbildung zukünftiger Spitzenspieler. Natürlich wäre es schön, wenn wir an einem Standort und Markt wie Deutschland irgendwann auch wieder ein 1000er-Turnier hätten.
Was macht Sie zuversichtlich, dass sie 2025 mit viel mehr Zuschauerkapazität auch ausverkauft sein werden?
Okon: Zum einen der starke Trend. Wenn ich zurückschaue auf 2014, als wir das Mandat bekamen: damals wurde das Finale erst während der Turnierwoche ausverkauft. Heute waren wir schon vor dem Start komplett ausverkauft, das Final-Wochenende sogar schon Monate im Voraus. Das ist eine schöne Dramaturgie. Zum anderen sehen wir deutlich, wie Tennis boomt. In Deutschland gibt es in vielen Clubs Wartelisten für Neumitglieder, Turniere berichten weltweit von Rekordergebnissen. Die Tour hat sich insgesamt mit den neuen Stars sehr gut aufgestellt.
Welche Auswirkungen wird das Upgrade auf das Turnier haben?
Tross: Es wird Auswirkungen in ganz vielen Bereichen geben, weil wir auch ganz neue Anforderungen von der ATP haben, deren Einhaltung stetig überprüft werden. Von der Fernsehübertragung, den Livecourts, den Umkleiden, bis hin zur Zuschauerkapazität, die von 45 000 auf 70 000 bis 80 000 Zuschauer pro Woche wachsen soll. Natürlich das Preisgeld, das von 651 865 Euro auf künftig rund 2,5 Millionen Euro steigen wird. Unsere oberste Prämisse bei allen Ansätzen ist es aber, die familiäre Atmosphäre und den Charme der Veranstaltung beizubehalten.
Okon: Auf jeden Fall werden wir daran festhalten, ein nahbares Turnier zu sein, bei dem die Zuschauer, extrem nah an die Sportler, an ihre Vorbilder, herankommen. Auch bei den Reichweiten werden wir noch einmal deutliche Steigerungen feststellen können, obwohl wir hier schon extrem gewachsen sind in den vergangenen Jahren. Von 80 Millionen Kontakten in 2014 auf jetzt über eine Milliarde, was uns natürlich für Sponsoren und Partner, immer interessanter macht.
Was sind ihre Tipps für die Turnierveranstalter in Deutschland. Was braucht es um ein Turnier erfolgreich zu machen?
Tross: Über allem sollte immer die sportliche Qualität stehen. Hier sollte man nie sparen. Das ist es, was die Menschen, die Sponsoren und die Medien herbringt. Nichts anderes. Die sportliche Qualität schiebt alles an.
Okon: Verlässlichkeit ist entscheidend. Die Fans wissen, dass sie bei den BMW Open Spitzensport erwarten können und honorieren das auch. Dazu kommt ein sehr gutes Team, das eine gemeinsame Vision hat, aber auch bereit ist, sich immer wieder selbstkritisch zu hinterfragen. Auch gute Partnerstrukturen sind sehr wichtig. Ein konstruktives Miteinander mit Sponsoren auf Augenhöhe ist wichtig, um erfolgreich zu sein.