French Open-Sieger Niels McDonald: „Jeder geht seinen eigenen Weg“

Erst vor wenigen Wochen durfte Niels McDonald als erster Deutscher seit Daniel Elsner 1997 den Titel bei den Junioren der French Open feiern. Ab Samstag wird der Weltranglistensechste der Junioren auf dem heiligen Rasen von Wimbledon um den begehrten Titel kämpfen – und zeigt sich dabei völlig gelassen. Im Interview erzählt der 17-Jährige von seinen Erinnerungen an seinen bislang größten Karriereerfolg und verrät, wie er mit Drucksituationen umgeht.
Mitfiebern
Deutscher Tennis Bund
Niels McDonald

Niels, herzlichen Glückwunsch noch einmal zu deinem überraschenden Triumph bei den French  Open der Junioren! Was ist dir von diesem Finaltag gegen deinen Freund Max Schönhaus am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich glaube einfach alles. Die Atmosphäre, die Zuschauer, es war etwas ganz Besonderes, Max gegenüberzustehen und dieses deutsche Finale zu haben. Die gesamte Stimmung war einfach unglaublich.

Wie fühlt es sich an, ausgerechnet gegen einen engen Freund wie Max ein Grand Slam Finale zu spielen? Ist das auf dem Platz eher ein Vorteil oder eine zusätzliche Herausforderung?

Ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, möchte ich nicht genau sagen. Ich finde es einfach super, gegen einen guten Freund und deutschen Spieler anzutreten. Man kennt sich gut und weiß, wie der andere spielt, aber letztlich ist es nicht entscheidend, ob das einen Vorteil oder Nachteil bringt. Es ist einfach großartig, einen Freund auf der anderen Seite des Netzes zu haben, und man freut sich auch für den anderen.

Kannst du dich an das Blankeneser Pfingstturnier erinnern? Damals habt ihr euch auch im Finale gegenübergestanden und du hast gewonnen. Ist dir diese Erinnerung wieder hochgekommen?

Ja, auf jeden Fall. Das war sofort wieder präsent, auch in den Medien. Das Bild davon habe ich immer noch im Kopf. Das ist eine schöne Erinnerung.

Nach deinem Titel in Paris gehörst du nun automatisch zum Favoritenkreis für Wimbledon. Wie gehst du mit dieser neuen Rolle um?

Ich bin da recht entspannt. Ich mache einfach das, was ich immer mache, und denke nicht groß darüber nach. Ich arbeite hart weiter und gebe Gas, fühle dabei aber keinen besonderen Druck. Ich gehe genau meinen Weg weiter, so wie ich es vor dem Turnier auch gemacht habe.

Rasen ist ein ganz anderer Belag als Sand. Wie hast du dich auf die Bedingungen in Wimbledon vorbereitet?

Philipp (Anmerkung der Redaktion: Petzschner), Max (Schönhaus), Jamie (Mackenzie) und ich waren vorher noch für zwei Tage in Halle, um uns mit Rasen vertraut zu machen. Ich fühle mich wohl auf diesem Belag. Klar, es ist anders, aber ich mag es. Außerdem habe ich diese Woche das Vorbereitungsturnier in Roehampton gespielt.

Du wirkst auf dem Platz oft sehr ruhig und fokussiert. Wie gelingt es dir, auch in Drucksituationen die Nerven zu behalten?

Ich denke, das hat viel mit der Vorbereitung zu tun. Ich stelle mir das Match schon in meinem Kopf vor, abends im Bett. So fühle ich mich besser gewappnet für Drucksituationen. Außerdem lege ich mein Handy immer zwei Stunden vor dem Match weg. Wenn ich auf den Platz gehe, höre ich Musik und gehe in den Fokus.

Was hast du dir für Wimbledon vorgenommen?

Natürlich will ich mein Bestes geben. Das Turnier zu gewinnen ist eine Sache, aber ich gehe ganz normal von Match zu Match, Punkt für Punkt. Ich mache, was ich kann, und schaue dann, wie sich alles ergibt.

Du bist ein starker Doppelspieler und hast bereits 10 ITF-Titel gewonnen. Mit wem wirst du im Doppel antreten?

Ich werde mit Jamie Mackenzie an den Start gehen. Mit ihm zusammen habe ich fünf meiner Doppeltitel gewonnen. Wir sind ein eingespieltes Team.

Wie wichtig ist dir der Austausch mit deinen deutschen Teamkollegen vor Ort? Hilft euch die gemeinsame Erfahrung, besser zu performen?

Ja, der Austausch ist super! Es macht mega Spaß, ein paar Jungs dabei zu haben, mit denen man trainieren und sich austauschen kann.

Justin Engel ist nur wenige Monate älter als du und hat in diesem Jahr den Sprung auf die große Tennisbühne geschafft. Wie blickst du auf ihn und wann peilst du den nächsten Schritt an, den Übergang in den Profibereich?

Ich vergleiche mich mit ihm in dem Sinne nicht, da jeder seinen eigenen Weg geht. Justin ist ein großartiger Spieler und hat schon früher angefangen bei den Profis zu spielen. Ich werde nach Wimbledon ITF-Herren-Turniere und ATP-Challenger spielen und schauen, wie sich das alles entwickelt.

Welche Charaktereigenschaften würdest du dir selbst zuschreiben?

Ich würde sagen, ich bin sehr sozial, motiviert und ehrgeizig. Ich bin zudem recht entspannt, freundlich und locker im Umgang mit anderen.

Und wie sieht es mit deinen Stärken und Schwächen auf dem Platz aus?

Auf dem Platz glaube ich, dass ich viel durch meine Athletik und Ausdauer gut mache. Ich kann sehr lange Matches spielen und fühle mich dabei wohl. Schwächen würde ich nicht direkt benennen, aber es gibt immer Bereiche, die man verbessern kann, wie zum Beispiel mein Netzübergang.

Gehst du noch zur Schule?

Ja, ich besuche eine Online-Schule in Hamburg und bin dabei, mein Abitur zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch, Niels. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg für Wimbledon!

Danke! Ich freue mich auf die Herausforderung und werde mein Bestes geben!

Artikel teilen

Ähnliche News

Max Schönhaus bei seinem Auftritt in Wimbledon 2024

Deutsches Sextett im Fokus der Juniorenkonkurrenz in Wimbledon

Grund zur Freude: Lilly Marie Greinert, Ana Miovcic und Marlene Sczech wurden in Bremen Gruppensieger

U14-Nationalmannschaft mit erfolgreichem Heimspiel in Bremen

Mariella Thamm

Tennis-Ticker: Erster internationaler Damen-Titel für Mariella Thamm

Aktuellste News

Max Schönhaus bei seinem Auftritt in Wimbledon 2024

Deutsches Sextett im Fokus der Juniorenkonkurrenz in Wimbledon

Grund zur Freude: Lilly Marie Greinert, Ana Miovcic und Marlene Sczech wurden in Bremen Gruppensieger

U14-Nationalmannschaft mit erfolgreichem Heimspiel in Bremen

Mariella Thamm

Tennis-Ticker: Erster internationaler Damen-Titel für Mariella Thamm