Eva Wagner: „Für mich ist die Kommunikation entscheidend“

Seit ihrer Jugend ist Eva Wagner als Mannschaftsführerin aktiv. Und seit rund zwei Jahren auch als hauptamtliche Mitarbeiterin des BTV. Im Interview gibt sie Einblicke in diese doppelte Perspektive.
Badischer Tennisverband
Eva Wagner Portraitbild

Eva Wagner ist nicht nur eine feste Größe auf dem Platz, sondern auch abseits davon: Als Mannschaftsführerin der Damen-Oberligamannschaft der TSG Bruchsal und zugleich Mitarbeiterin im Bereich Wettkampfsport beim Badischen Tennisverband kennt sie beide Seiten des Spielbetriebs. Im Interview mit Jannis Behnke spricht sie über die Herausforderungen und Chancen der Funktion als Mannschaftsführerin, organisatorische Knackpunkte – und darüber, was es braucht, um zwischen Familie, Beruf und Tennis ein Team erfolgreich zu führen.

Eva, du bist Mannschaftsführerin bei der Damenmannschaft der TSG Bruchsal in der Oberliga. Wie bist du ursprünglich zu dieser Rolle gekommen? Was hat dich daran gereizt oder auch zunächst abgeschreckt?
Eva Wagner:
Um ehrlich zu sein, ist es schon so lange her, dass ich mich kaum noch genau daran erinnere. Ich glaube, damals wurden die Damenmannschaften bei uns im Verein neu strukturiert. Die zweite Mannschaft bestand dann aus vielen Jugendlichen, von denen ich eine der erfahrensten Spielerinnen war und da ich zu der Zeit noch zur Schule ging, konnte ich das gut in meine Freizeit integrieren. Der zusätzliche Aufwand, den die Rolle mit sich bringt, war natürlich ein Aspekt, der mir zu Beginn etwas Sorgen machte. Aber da es um mein eigenes Team geht, ist der persönliche Bezug immer da, und es ist einfach schön, den Verein in dieser Weise unterstützen zu können.

Was gehört aus deiner Sicht alles zur Rolle einer Mannschaftsführerin? Und ab wann beginnt deine Aufgaben im Saisonverlauf konkret?
Da meine Mannschaft neben der "normalen" Verbandsrunde im Sommer auch am Pokal, Mixed und der Winterrunde teilnimmt, gibt es fast das ganze Jahr über Aufgaben – mal mehr, mal weniger. Die Kommunikation zwischen meinem Team, unserer Sportwartin, unserem Trainer und den Mannschaftsführerinnen der anderen Damenmannschaften gehört zu meinen Hauptaufgaben. Die Planung für den Sommer startet bereits im November, wenn wir den Kader abklären, wobei uns der beständige Spielerinnenstamm der letzten Jahre vieles erleichtert. Ich kontrolliere unsere namentliche Mannschaftsmeldung und starte die Verfügbarkeitsabfrage für die Spieltage, sobald die Termine veröffentlicht wurden. Während der Saison koordiniere ich die Spieltage und bin besonders in Kontakt mit unserer tschechischen Spielerin, um ihre Anreise und Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren. Abseits der Saison plane ich gemeinsam mit meiner Mannschaft Teamevents oder beispielsweise den Saisonabschluss, um den Zusammenhalt zu fördern und den Verein zu unterstützen.

Wie sieht ein typischer Mannschaftsspieltag während der Saison für dich aus – vom ersten Gedanken morgens bis zur Ergebnismeldung am Abend?
Ein typischer Spieltag hängt natürlich davon ab, ob es sich um ein Heim- oder Auswärtsspiel handelt. Bei Auswärtsspielen ist der organisatorische Aufwand zwar meist etwas geringer, aber ein wichtiger Punkt darf nicht vergessen werden: Ab der Oberliga besteht Hallenpflicht, daher achte ich darauf, dass alle Spielerinnen die richtigen Hallenschuhe dabeihaben. Bei Heimspielen sorge ich dafür, dass die Bälle und der schon vorbereitete Spielberichtsbogen bereitliegen, und fülle den Spielbericht im Laufe des Spieltags komplett aus. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass ich kläre, ob wir eine:n Oberschiedsrichter:in stellen können oder ob diese Aufgabe die Mannschaftsführerin der Gastmannschaft übernimmt.
Kurz vor Spielbeginn übernehme ich dann die Begrüßung, bei der ich die Einzelaufstellungen sowie den:die Oberschiedsrichter:in vorstelle. Zudem achte ich darauf, dass die Rahmenbedingungen stimmen – dazu gehören unter anderem die Verpflegung für die Teams und der Zustand der Plätze.
Nach dem Spieltag trage ich – meist direkt noch auf der Anlage – das Ergebnis in nuLiga ein und schaue, wie die anderen Mannschaften gespielt haben. Je nach Ergebnis und Motivation gibt es dann noch einen Instagram-Post auf unserem Vereinsaccount.

Welche Tätigkeiten beanspruchen aus deiner Sicht am meisten Energie bzw. Nerven? Gibt es in der Praxis Aufgaben, bei denen du an die Grenzen stößt?
Eine der herausforderndsten Aufgaben ist sicherlich die Koordination hinsichtlich der Aufstellung für den Spieltag – entweder haben wir zu viele Spielerinnen oder es fehlen uns auf einmal welche. In solchen Fällen ist auch eine enge Abstimmung mit unserer zweiten Mannschaft wichtig. Besonders anstrengend wird es, wenn es kurzfristige Änderungen oder Probleme gibt, die schnell gelöst werden müssen, wie etwa bei plötzlichen Ausfällen von Spielerinnen. Trotz all dieser Herausforderungen stoße ich jedoch nie wirklich an meine Grenzen – dafür macht es mir meine Mannschaft einfach zu leicht. Wir unterstützen uns gegenseitig, und ich habe ein tolles Team hinter mir, was vieles einfacher macht.

Nun trägst du nicht nur die Verantwortung auf dem Platz, sondern auch im Verband – als Mitarbeiterin im Bereich Wettkampfsport. Wie beeinflusst diese Perspektive deine Arbeit als Mannschaftsführerin?
Durch meine Tätigkeit auf der BTV-Geschäftsstelle kann ich Abläufe besser nachvollziehen und verstehe, warum bestimmte Entscheidungen getroffen werden. Es hilft mir, den Blick auf das Gesamtbild zu behalten, während ich gleichzeitig im Detail für meine Mannschaft da bin. Besonders hilfreich war auch die C- und B-Oberschiedsrichterausbildung, die mir zusätzliches Fachwissen vermittelt hat, das ich in meiner Rolle als Mannschaftsführerin anwenden kann. Sollte ich einmal nicht sofort die passende Regel parat haben, weiß ich genau, wo ich nachschlagen und die entsprechenden Ordnungen (in diesem Fall meist die Wettspielordnung oder die Durchführungsbestimmungen) finden kann. Zudem weiß ich genau, welche Aufgaben andere Verantwortliche in meinem Verein übernehmen und wie viel Zeit sie in ihr Ehrenamt investieren – das hilft auf jeden Fall bei der Zusammenarbeit.

Welche Rückmeldungen erhältst du von anderen Mannschaftsführer:innen? Wo liegen die größten Unsicherheiten, Schwierigkeiten oder auch Frustrationspunkte?
Neben der organisatorischen Verantwortung für die Spieltagsaufstellung ist es oft herausfordernd, in der Rolle als Mannschaftsführer:in auch als Bindeglied zwischen Vereinsfunktionär:innen, dem Trainerteam und der Mannschaft zu fungieren. Da jeder unterschiedliche Interessen und Einstellungen hat, kann es hier gelegentlich zu Konflikten kommen. Ein weiteres Thema, das ich oft von anderen Mannschaftsführer:innen höre, ist die Terminabstimmung bei Spieltagsverlegungen. Diese kann einen erheblichen zusätzlichen Aufwand bedeuten, da verschiedene Aspekte abgeklärt werden müssen: die Verfügbarkeit der eigenen Mannschaft, des gegnerischen Teams und ob die Anlage überhaupt frei ist.

Die meisten Mannschaftsführer:innen stehen mitten im Leben: sie sind selbst Spieler:innen, berufstätig, haben Familie und andere Verpflichtungen. Wie gelingt es deiner Meinung nach, Menschen, die diese Rolle „nebenbei“ ausüben, nicht zu überfordern, sondern zu bestärken?
Für mich ist dabei die Kommunikation entscheidend: Transparente Absprachen und eine offene, regelmäßige Kommunikation im Team können helfen, Missverständnisse und unnötige Belastungen zu vermeiden. Ein wesentlicher Punkt ist, frühzeitig anzusprechen, wenn die Verantwortung zu viel wird. So können andere Teammitglieder unterstützen und gemeinsam dazu beitragen, die Aufgaben besser zu bewältigen.

Du kennst die Systeme, Abläufe und Tools hinter den Kulissen. Welche Maßnahmen hält der Verband bereit, um Mannschaftsführer:innen zu unterstützen?
Der Verband bietet vielfältige Unterstützung, um Mannschaftsführer:innen bei ihrer Tätigkeit gezielt zu entlasten. Besonders hilfreich ist die neue, praxisorientierte Checkliste, die alle wesentlichen Aufgaben über den gesamten Saisonverlauf hinweg kompakt abbildet – von der Kaderabfrage über die Spieltagsorganisation bis zur Ergebnismeldung. Sie bietet eine klare Struktur und soll als roter Faden durch die Saison dienen. Darüber hinaus stehen weitere digitale Unterstützungsangebote bereit: kostenlose Webinare zur (namentlichen) Mannschaftsmeldung, anschauliche Videotutorials sowie eine umfangreiche FAQ-Sammlung im BTV-Hilfecenter. Und falls dennoch Fragen offenbleiben, steht das Team der Geschäftsstelle jederzeit per Mail oder Telefon zur Verfügung.

Was würden Sie Personen sagen, die gerade überlegen, diese Rolle zu übernehmen, aber noch zögern?
Es ist ein idealer Einstieg ins Ehrenamt – besonders auch für Jugendliche, die dabei viel über Organisation, Kommunikation und Verantwortung lernen können. Man leistet einen wichtigen Beitrag für den Verein, ohne dass der zeitliche Aufwand im Vergleich zu anderen Ehrenämtern zu groß ist. Gleichzeitig erlebt man unmittelbar, wie sich das eigene Engagement positiv auf das Team auswirkt – sei es durch einen reibungslosen Ablauf, gesteigerten Zusammenhalt oder einfach die Freude am gemeinsamen Sport. Es ist eine Aufgabe, die sich lohnt – für andere, aber auch für einen selbst.

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