Mit einer Altersspanne von acht bis 82 Jahren waren alle Generationen bei der Veranstaltung des Deutschen Tennis Bunds und der Gold-Krämer-Stiftung als Kooperationspartner vertreten – dabei reichte die Vielfalt der Teilnehmenden von Spielerinnen und Spielern, die den Workshop als Trainings- und Weiterbildungsmaßnahme nutzten, Coaches, die ihr Spektrum erweitern wollten, bis zu Sportinteressierten oder Rollstuhltennis-Frischlingen, die eine neue Sportart für sich entdeckten.

„Ich war letztes Jahr schon dabei und fand es superspannend, dadurch, dass es so viele unterschiedliche Trainingsaktionen gibt“, erzählte die 24-jährige Sophie aus Bergisch-Gladbach, die seit fast 15 Jahren Rollstuhl spielt.

Auch Alex aus Düsseldorf war zum zweiten Mal bei dem jährlich stattfindenden Event dabei. „Sonst habe ich wenig Zeit zum Spielen, solche Wochenenden nutze ich dann immer gerne“, sagte er. „Ich finde es sehr spannend, neue Leute kennenzulernen. Alle Gespräche werden offen angenommen – das ist einfach eine schöne Gelegenheit“, beschrieb er die Gemeinschaft beim Workshop.

Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung von Niklas Höfken, „Tennis für alle“-Projektleiter der Gold-Kraemer-Stiftung, der zudem seit 2016 jährlich wiederkehrende Workshops für Blindentennisspieler:innen veranstaltet. „Die Idee dahinter ist, dass Leute mit unterschiedlicher Spielvorerfahrung und aus ganz Deutschland einmal im Jahr zusammenkommen und miteinander und voneinander Rollstuhltennis lernen. Die einzige Voraussetzung, die jemand mitbringen muss, ist Lust auf Tennis zu haben“, erklärte er. 

Neben den praktischen Erfahrungen im Rollstuhltennis von Fahr- über Technik-, Athletik- und Fitnesstraining steht vor allem der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund. „Ich hoffe, dass die Community das Event nutzt, um weiter zusammenzuwachsen, sich auszutauschen und neue Spielpartner zu finden. Außerdem hoffe ich, dass immer mehr Trainer merken, Rollstuhltennistraining zu geben, ist etwas, das Spaß macht. Auch Menschen mit Behinderung haben verdient, ein gutes Training zu bekommen“, so Höfken.

Denn genau wie die Einsteigenden schnupperten auch verschiedene Coaches Rollstuhltennis-Luft und lernten, was ein gutes Training ausmacht und an welchen Stellen es sich lohnt, besonders genau hinzuschauen. Denn gerade im technischen Bereich gibt es einige Stellschrauben, die sich vom allgemeinen Tennistraining unterscheiden.

Mithilfe von Coaches, die bereits mit Rollstuhltennisspielenden arbeiten, entstand somit ein umfassendes Programm, das jeden der Workshop-Teilnehmenden auf seine Kosten brachte.

Sophie (im blauen T-Shirt) freute sich über ihre Fortschritte im 5. Rollstuhltennis-Workshop

 

Unterstützung gab es dabei auch von Rollstuhltennis-Nationalspieler Konstantin Voglis. Der 24-jährige Düsseldorfer spielt bereits seit fast 15 Jahren und reist als Profi von Turnier zu Turnier. „Ich habe hier die Athletikstation betreut und die Teilnehmenden ins Schwitzen kommen lassen“, erklärte er grinsend. Von einem Fahrtraining über eine Aktivierung mit Terra-Bändern bis hin zu koordinativen Übungen und der Auge-Hand-Koordination forderte er die Spielerinnen und Spieler.

„Die Motivation hier ist mega. Egal, ob man gerade angefangen hat oder schon länger Tennis spielt, jeder hat Spaß, jeder hat gute Laune, jeder hat Bock etwas zu lernen und das finde ich super geil“, sagte der Düsseldorfer. „Man sieht einfach, wie viele verschiedene Behinderungen es gibt und dass alle ihre Mittel finden, um Tennis zu spielen. Dass alle von so weit herkommen, nur für dieses Wochenende, ist einfach richtig cool.“

Für Nationalspieler Konstantin sowie für die Teilnehmer:innen wie Sophie und Alex ist Rollstuhltennis eine optimale Balance zum täglichen Leben: „Ich genieße diesen Ausgleich zum Alltag, dass man mit Gleichgesinnten eine tolle Zeit hat und auch unabhängig davon auch mit Fußgängern zusammen Tennisspielen kann“, beschrieb Sophie ihre Leidenschaft für den Sport. 

Die 24-Jährige lernte über die zwei Workshop-Tage vor allem, „dass, ich mir mehr zutrauen kann und nicht immer so pessimistisch sein sollte.“ Denn vor allem mit ihrem Volley-Spiel haderte sie in der Vergangenheit immer wieder. „Das hat heute tatsächlich ganz gut geklappt“, ergänzte die ambitionierte Spielerin schließlich selbstsicher. Ihr Ziel: „Ich versuche, bei den Turnieren möglichst viel Spaß z u haben und die Leistung erstmal hintenanzustellen. Aber wenn es mit der Leistung auch klappt, freut mich das umso mehr.“

Seit zwei Jahren spielt Alex Rollstuhltennis

 

Und obwohl Alex immer wieder mit der Technik zu kämpfen hat, zieht er seine positiven Erkenntnisse aus dem Tennissport. „Rollstuhltennis ist gut für die Rumpfstabilität, weil man gezwungen ist, aufrecht zu sitzen“, sagte er. Anders als Sophie ist er nicht im Wettkampf-Modus aktiv, sondern verfolgt eher das Ziel, sich und seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. „Ich würde gerne ein flüssiges Spiel hinbekommen und aus persönlicher Sicht möchte ich einfach fit bleiben und mache deswegen viel Sport.“

Man merkt also: Ganz egal, unter welchen Voraussetzungen, in welchem Alter oder mit welcher Intention man zum Rollstuhltennis oder eben zu dem jährlichen Workshop kommt, alle Interessen werden gleichermaßen vertreten. 

„Ich hoffe, dass wir weiterwachsen können, dass immer mehr Menschen mit Behinderung herausfinden, dass Tennis eine hervorragende Sportart für sie ist. Denn alle Gründe, warum Menschen ohne Behinderung Tennis spielen – alle leistungssportlichen Gründe, alle sozialen oder gesundheitlichen Aspekte – gelten genauso für Menschen mit Behinderung. Und vielleicht muss es irgendwann keine Inklusionsprojekte mehr geben, weil es dann eine Selbstverständlichkeit ist, dass einfach jeder Mensch Tennis spielen kann, der Lust dazu hat“, hofft Projektleiter Höfken.

Eben getreu dem Motto: Tennis für alle.

Über 25 Spieler:innen und Coaches trafen sich Ende November 2025 zum 5. Rollstuhltennis-Workshop beim RTHC Bayer-Leverkusen
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