Anna-Lena, mittlerweile bist du zum zehnten Mal für das deutsche Billie Jean King Cup-Team aufgestellt. Welche Rolle spielt der Teamwettbewerb in deinem Terminkalender?

Eine sehr große. Als ich angefangen habe mit Tennis und ins Profitum gekommen bin, war es das Größte für mich, irgendwann mal für Deutschland zu spielen. Das habe ich relativ früh geschafft. Und dass ich jetzt zum zehnten Mal nominiert bin, ehrt mich, meinen Werdegang und meine Karriere. Generell für Deutschland zu spielen, bedeutet mir sehr viel. 

Du bist schon lange ein verlässlicher Bestandteil des Teams und hast mit einigen Kolleginnen gespielt. Wie erlebst du selbst die Veränderung in der deutschen Mannschaft?

Interessant. Ich habe schon früher Fed Cup gespielt mit Angie (Anm. d. Red. Angelique Kerber) und Petko (A. d. R. Andrea Petkovic) gespielt. Das war eine sehr spannende Zeit, weil sie Top-Ten-Spielerinnen bzw. Grand Slam-Champions waren. Als ich das erste Mal dabei war, hatte Angie ihren ersten Grand-Slam-Titel in Australien gewonnen. Das war im Januar und im Februar war Fed Cup. Das war für mich sehr inspirierend zu sehen. Zu der Zeit hatte ich nämlich gerade den in die höheren Ränge geschafft. Und jetzt ist auch sehr spannend zu sehen, wie die neueren Generationen ihren Weg nach oben machen. Deswegen freue ich mich ein bisschen, das alles mitbekommen zu haben.

Was war dein bisheriges Billie Jean King Cup-Highlight?

Es war immer schön, die Finals zu erreichen. Dementsprechend haben wir auch die Vorrunde gewonnen und öfter gegen Brasilien gespielt. Das waren mit die schönsten Erlebnisse – auch Stuttgart 2023, da habe ich auch Einzel gespielt. Aber auch die ersten Fed Cups mit Angie und Petko waren sehr beeindruckend.

Ella Seidel ist jetzt beispielsweise zum ersten Mal dabei. Kannst du dich noch an dein Debüt erinnern? Wie aufgeregt warst du damals?

Schon sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Jetzt ist es etwas anderes als noch zu jüngeren Zeiten. Ab einem gewissen Alter kennt man sich auch freundschaftlich sehr gut. Als junge Spielerin kommt man zu den älteren, erfahrenen Spielerinnen. Da muss man die ganzen Eindrücke erstmal sammeln. Das war spannend.

Jetzt bist du fest etabliert. Was würdest du selbst sagen: Wie sieht deine Rolle im Team aus?

Ich würde mich schon eher als Ruhepol im Team beschreiben. Ich mache nicht viel Drama. Ich denke auch, dass ich eine feste Bank im Team bin. Wenn ich zum Einsatz komme, dann kann man sich auf mich verlassen, dass ich alles gebe. Auch im Doppel bin ich eine gute Spielerin.

Wenn du gerade Doppel ansprichst: Wie schwer fällt dir der Umstieg von Einzel- auf Doppel? Wie stark unterscheiden sich die Konkurrenzen für dich?

In erster Linie bin ich Einzelspielerin. Auch auf der Tour spiele ich hauptsächlich Einzel. Aber ich habe auch gute Erfolge auf der Doppeltour feiern können. Ich würde sagen, das liegt mir auf natürliche Art und Weise. Dennoch sind es zwei unterschiedliche Sachen. Wenn man es vergleicht: Bei den Top-Einzelleuten merkt man schon, wie die sich bewegen, da muss man ein ganzes Feld abdecken. Auf der anderen Seite, wenn man gegen Top-Leute im Doppel spielt, haben sie eine unglaubliche Reaktion am Netz. Die wissen genau, wann sie dazwischen gehen sollen, sind taktisch super aufgestellt. Da versuche ich einfach, mein Spiel auf beiden Seiten einzubringen. 

Zurück zu den Play-offs: Seit 2023 habt ihr nun wieder ein Heimspiel. Wie wichtig sind Heimspiele für dich?

Sehr wichtig. Da freue ich mich schon riesig drauf. Ich habe gehört, dass es ausverkauft sein soll. Es ist nicht die größte Halle, aber es macht viel aus, wenn eine gute Stimmung da ist, wenn es ausverkauft ist und man die Fans im Publikum hat. Das spiele ich auch tausendmal lieber als irgendwo in China, wo man das deutsche Publikum nicht im Rücken hat. Das ist eine mega schöne Sache und bedeutet mir sehr viel.

 

 

Euer Ziel ist es, in der Weltgruppe zu bleiben. Wie soll euch das in den kommenden Tagen gelingen?

Es ist sehr anspruchsvoll. Die anderen Teams sind sehr stark und wir müssen Gruppenerster werden. Aber ich denke, wir sind gut aufgestellt – in der Breite und spielerisch, weil wir verschiedene Spielstile haben. Wir können also individuell schauen, was an dem Tag passt – auch abgestimmt auf die gegnerische Spielerin. Im Doppel sind wir auch eine starke Mannschaft, deswegen ist da einiges drin.

Die Tennissaison 2025 neigt sich langsam dem Ende. Auf was bist du in diesem Jahr besonders stolz?

Es war ein anspruchsvolles Jahr für mich, weil ich aus einer Verletzung wiederkam. Ich habe mich sozusagen von Platz 820, ganz hinten, wieder nach oben gespielt. Darauf bin ich sehr stolz, weil ich wieder die kleineren Turniere und viele Matches spielen musste. Ich habe so viele Matches in der Saison gewonnen wie schon lange in den Jahren vorher nicht. Ich bin sehr stolz, dass ich den Weg wieder nach oben gefunden habe und in den Grand-Slam-Qualis wieder fest dabei. Klar, hatte ich ein paar Highlights, aber die waren eher auf den kleineren Turnieren. Das braucht man einfach, um sich wieder hochzuspielen. Ich bin froh, dass ich jetzt nach der Verletzung meinen Platz gefunden habe.

Was steht nach den Billie Jean King Cup-Play-offs für dich an? Was hast du für die Off-Season geplant?

Für mich geht es weiter. Mit meinem aktuellen Ranking um die 170 ist es schwieriger zu planen. Man weiß oft nicht, bei welchen Turnieren man reinkommt. Deswegen will ich zum Ende des Jahres noch mal gut performen und ein paar Punkte sammeln für das nächste Jahr. Ich werde noch 125er-WTA-Events in Frankreich spielen und das als Vorbereitung für die Australian Open nehmen, sodass ich im Match-Rhythmus bleibe. Das tut mir meistens sehr gut.

Welche Ziele hast du dir dann für das Jahr 2026 gesetzt?

Dieses Jahr war mein Ziel, mich wieder für die Grand-Slam-Qualifikationen zu qualifizieren. Nächstes Jahr möchte ich wieder in den Hauptfeldern spielen – auf welchem Weg auch immer, ob ich das über die Qualis schaffe oder über das Ranking.

Anna-Lena, vielen Dank für deine Zeit und viel Erfolg in Ismaning!

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