„Wir sind das Zerstörer-Doppel“

Constantin Frantzen und Hendrik Jebens haben sich 2023 mit sechs Titeln auf der Challenger-Tour und einem Finale auf der ATP-Tour von außerhalb der Top 500 unter die besten 70 Doppel der Welt gespielt. Im DTB-Interview sprechen sie über ihre Highlights, die Wertschätzung für Doppelspieler und erste Ideen für ihren Doppel-Namen.
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Jebens und Frantzen

Wie erklärt ihr euch selbst eure starke Entwicklung in diesem Jahr?

Frantzen: Wir verstehen uns abseits des Platzes sehr gut und haben mittlerweile eine echte Freundschaft entwickelt. Wir machen viel privat zusammen und trainieren oft gemeinsam. Wir haben es schnell geschafft diese Harmonie auch auf dem Platz umzusetzen. Was bei uns sportlich hervorsticht ist, dass wir beide wirklich sehr gut aufschlagen. Das gibt es in dieser Form sehr selten, weil die Stärken im Doppel meistens etwas verteilt sind. Die guten Service-Games sind unser Markenzeichen. Wir sind eine Art „Zerstörer-Doppel“, das nur sehr schwer zu breaken ist.

Wäre „Zerstörer-Doppel“ dann auch ein passender Markenname für euer Doppel?

Jebens: Wir haben oft darüber nachgedacht, wie wir uns nennen könnte. Da war mal „Team Serve-Bots“ im Gespräch oder „The Hammers“. Wir arbeiten noch daran und würden, dass gerne zur geeigneten Zeit die Fans für uns entscheiden lassen.

Ihr habt euer gutes privates Verhältnis angesprochen. Ist eine Freundschaft unter Doppel-Partnern Bedingungen für sportlichen Erfolg?

Jebens: Das ist eine gute Frage. Ich persönlich kenne es nur so, dass ich mit meinem Partner auch ein gutes, freundschaftliches Verhältnis pflege. Auf lange Sicht, ist das für mich auch der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man keine gute Basis aus Respekt hat, dann fällt es schwer, auch die nicht so erfolgreichen Zeiten zu überstehen. Wir können einfach über alles sprechen und das ist das Wichtigste. Ich habe nie das Gefühl, dass ich ein Thema nicht ansprechen kann. Aber es gibt definitiv auch Doppel, die haben einfach nur eine Geschäftsbeziehung und frühstücken getrennt.

Was schätzt ihr an dem anderen und was stört euch?

Jebens: Ich habe damals den Kontakt zu Constantin gesucht, weil ich mitgekriegt habe, dass er ein sehr akribischer Arbeiter und hochmotiviert ist, sich zu verbessern. Diese professionelle Einstellung wurde uns beide auf dem College in den USA eingedrillt und das verbindet. Und Zweitens ist er menschlich einfach richtig cool. Was mir nicht gefällt ist, dass mich in jedem Spiel abseits von Tennis besiegt. Im Mini-Boccia und Billiard musste ich schon viele bittere Niederlagen einstecken.

Frantzen: An Hendrik sticht vor allem seine Einstellung heraus. Egal was er macht, ist er sehr professionell unterwegs. Er ist sehr intelligent, hört sich viel um und versucht neue Dinge auszuprobieren und zu adaptieren. Er ist ein sehr offener und höflicher Mensch. Wir haben sehr gute, intensive Gespräche. Reden kann er generell sehr gut und viel, manchmal auch ein bisschen zu viel. Das weiß er auch selber. Es macht sehr viel Spaß mit ihm und er hat immer einen Witz parat auch wenn mir mal nicht so gut gelaunt sind.

Was waren für euch die Highlights in diesem Jahr?

Jebens: Mein persönliches Highlight war der Challenger-Titel in Heilbronn, weil ich Stuttgarter bin. Da waren viele Freunde und Familie dabei und es war unser erstes 125er-Turnier, das wir gewonnen haben. Da haben wir sehr viele starke Teams geschlagen. Als Match war es das Finale beim Challenger in Orleans, als wir auf dem Center Court vor 5000 Leuten mit brutaler Stimmung gespielt haben. Das erlebt man selbst auf der ATP-Tour nicht so häufig und das war schon etwas sehr Besonders.

Frantzen: Für mich war unser erstes ATP-Finale in Metz der krönende Abschluss der Saison. Es war die Bestätigung, dass wir mit den Jungs ganz oben mitspielen und nicht nur auf der Challenger-Tour erfolgreich sein können. Ansonsten war für mich das kleinste Turnier in Augsburg noch etwas ganz Besonderes, weil es in meinem Heimatverein gespielt wurde und gefühlt ganz Augsburg hinter uns stand. Da habe ich das erste Mal vor den Augen meiner Familie einen Titel gewonnen, was mich schon sehr berührt hat.

Spiele vor 5000 Zuschauern wie in Orleans sind für Doppelpartien eher die Seltenheit. Wie könnte die Wertschätzung für das Spiel Zwei gegen Zwei noch gesteigert werden?

Jebens: Für mich ist die Identifikation der Fans mit den verschiedenen Doppel-Teams ein wichtiger Faktor. Die schnellen Wechsel in den Formationen, machen es für den Zuschauer schwierig, mit einem Team mitzufiebern. Längerfristige Teambindungen würden dem Sport sicher guttun. Wir merken, dass an uns und der Aufmerksamkeit die wir gerade bekommen. Die Leute wissen, Jebens und Frantzen gehören zusammen.

Frantzen: Das andere Problem ist, dass die Fans beispielsweise unser Finale in Metz sowohl im Internet als auch im TV nicht mitverfolgen konnte. Nicht einmal auf Tennis TV wurde das Spiel gezeigt. Das ist nicht fair für uns Spieler und zudem schade für den Tennisfan, der zumindest die Option haben sollte, sich auch ein Doppel-Finale auf der ATP-Tour anzuschauen.

Insbesondere die Formatänderung im Davis Cup hat dafür gesorgt, dass dem Doppel beim Stand von 1:1 eine größere sportliche Bedeutung zukommt. Würde es aus eurer Sicht Sinn machen darauf zu reagieren und Spieler:innen von Beginn an mehr im Doppel auszubilden?

Jebens: Sich schon im jungen Alter nur auf Doppel zu spezialisieren, wäre glaube ich nicht der richtige Weg. Stattdessen sollte viel mehr Augenmerk daraufgelegt werden, Spieler von Beginn an, sowohl Einzel als auch Doppel spielen zu lassen. Das würde auch die Entwicklung der Einzelspieler weiter vorantreiben, weil sie in Dingen wie Taktik auf dem Platz, Volleys und Returnqualität enorm profitieren würden. So kriegst du am Ende dann Spieler wie Kevin Krawietz raus, der ein Top-Einzelspieler und aktuell unser bester Doppelspieler ist. Als kleine Jungs oder Mädchen haben wir alle den Traum, es im Einzel zu schaffen. Das ist einfach so. Jetzt sind wir aber richtig froh, dass wir unseren Traum im Doppel leben können und vielleicht macht es sogar noch mehr Spaß. 

Frantzen: Ich war zu meiner Jugendzeit in auf dem Bundesstützpunkt Oberhaching im Internat und dort haben wir immer sehr viel und intensiv Doppel gespielt. Heute erkenne ich den Trend, dass das Doppel zu schnell abgeschenkt wird, was sicher auch an den Formaten liegt, in denen wir Bundesliga oder Punktspiele spielen. Am College haben wir immer mit drei Doppeln gleichzeitig angefangen und nur einen Satz gespielt. Das erste Team, dass zwei Doppel gewinnt, kriegt dann den ersten Punkt, der natürlich eine große Bedeutung hat. Es würde sicher Sinn machen, auch hier über eine solche Anpassung nachzudenken.

Hendrik, du veröffentlichst auf deinem Instagram-Account immer mal wieder Videos, die auf kurzweilige Art und Weise Tipps für das Tennisspiel vermitteln. Was ist dein Plan dahinter?

Jebens: Insgesamt möchte ich einfach meine Möglichkeiten nutzen die Menschen noch mehr für die großartige Sportart Tennis zu begeistern und das auf eine coole Art und Weise, die gerade jungen Leuten den Zugang zum Tennis etwas leichter macht. Tennis hat manchmal immer noch diesen elitären Touch, den ich gerne ein bisschen aufbrechen würde, weil mittlerweile alle gesellschaftlichen Schichten Tennis spielen. Zudem halte ich es für sinnvoll, das Feld nicht nur den reinen Tennis-Influencern zu überlassen, sondern auch als aktiver Spieler die Möglichkeiten der sozialen Medien zu nutzen und auf meine Art und Weise so auch etwas zurückzugeben.

Was sind eure Ziele für das nächste Jahr?

Frantzen: Unser Ziel ist es, dass wir uns auf der ATP-Tour etablieren und in die Top 40 einziehen, um im Hauptfeld bei den Masters-Turnieren dabei sein zu können. Natürlich ist es auch ein großes Ziel von uns, trotz der unglaublich starke Konkurrenz mit vielen erstklassigen Doppelspielern hier im Land, einmal für Deutschland im Davis Cup aufzulaufen. 

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