Fühlbare Linien, rasselnde Tennisbälle, maximale Konzentration und viel Leidenschaft: Vom 07. - 09. November 2025 wurden die Nationalen Meisterschaften im Blinden- und Sehbehindertentennis ausgespielt. Fast 30 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Deutschland kämpften um die Titel in den Startklassen B1 bis B3, die die Teilnehmenden nach ihrer Sehfähigkeit aufteilen.
Tennis mit ganz anderen Sinnen erleben, vor allem haptisch und akustisch – das bewiesen eindrucksvoll an drei Turniertagen die Teilnehmenden der Nationalen Meisterschaften im Blinden- und Sehbehindertentennis, die bereits zum achten Mal in Folge vom ehrenamtlichen Team des Löhner Tennis-Clubs ausgerichtet wurden. Über 40 Matches im Einzel und Doppel spielten die Starterinnen und Starter aus ganz Deutschland in der 5-Feld-Halle „Wenners Tennistreff“ in Hiddenhausen.
In der Klasse B1 gehen Spielerinnen und Spieler an den Start, die als vollblind gelten und dies auch mittels Tragen einer Dunkelmaske im Wettkampf garantieren. Die Teilnehmenden lieferten allen zuschauenden und vor allem gespannt zuhörenden Gästen konzentrierte und enge Matches, die häufig zur Entscheidung nach 1:1 Sätzen in den Champions-Tiebreak gehen mussten. Im Finale der B1 Herren gewann Lokalmatador Bastian Kaller vom Löhner TC gegen Lars Stetten vom TC Ludwigsfelde mit 7:6 / 4:6 / 7:6. Bei den B1 Damen siegte Bianka Graeming vom TC Ludwigsfelde mit 7:6 / 7:5 gegen Kirstin Linck vom THC Lüneburg und verteidigte somit bereits zum achten Mal ungeschlagen ihren Titel als nationale Meisterin. B1 Tennis wird im regulären Aufschlagfeld gespielt, wobei der Ball bis zu dreimal aufspringen darf.
Die Teilnehmenden der Kategorien B2 und B3 dürfen ihren wenigen, verbliebenen Sehrest im Spiel einsetzen und tragen ihre Begegnungen im so genannten Midcourt oder Dreiviertel-Feld aus. Je mehr gesehen wird, desto weniger darf der Ball aufspringen, also im B2 dreimal und im B3 zweimal. Auch hier spielen alle mit dem charakteristischen, rasselnden Ball aus Schaumstoff.
Das Finale der B2 Herren gewann Miro Miletic vom Hamburger SV deutlich mit 6:2 / 6:2 gegen Yannick Neumann vom Wuppertaler TCD. Bei den Damen siegte Daniela Schmidt von Eintracht Dortmund mit 6:3 / 3:6 / 10:6 gegen Simone Kaminski vom ARTC Rostock. Den Sieg der B3 Herren sicherte sich Christian Schäfer vom PFSV Düren mit 6:2 / 3:6 / 10:7 gegen Sascha zur Borg vom Löhner TC. Ihren Titel verteidigte unangefochten Charlotte Schwagmeier vom Löhner TC mit einem 6:2 / 6:2 über Daniela Wallace vom Wuppertaler TCD. Schwagmeier ist auch seit 2017 auf der internationalen Tennisbühne ungeschlagen. Als große Wertschätzung dieser enormen Leistung, bekam die 25-Jährige kürzlich eine offizielle Einladung vom australischen Tennisverband, um ihr Können im Januar 2026 dem Publikum bei den Australian Open zu demonstrieren.
„Im achten Jahr der Meisterschaften sind größtenteils bekannte Gesichter aber auch einige sehr motivierte neue Teilnehmende dazugekommen, was uns immer freut. Mit unserem Sommercamp und diesem Turnier sind wir stolz darauf, der sportliche Heimathafen der deutschen Blindentennis-Community zu sein“, fällt das zufriedene Urteil von Marc-Rene Walter vom Löhner TC aus.
Niklas Höfken, Tennis für Alle Projektleiter der Gold-Kraemer-Stiftung, führte Blindentennis 2016 erstmalig in Deutschland ein und fungierte als Turnierdirektor der Veranstaltung: „Strategisch, technisch und athletisch haben sich viele Teilnehmende verbessert. Tennis zu spielen, ohne den Ball sehen zu können, ist eine beeindruckende Leistung und das Ergebnis von kontinuierlichem Training. Es ist großartig, das Jahr für Jahr mitzuerleben!“
Das Turnier im Löhner TC wurde in enger Kooperation mit der „Tennis für Alle“-Initiative von Deutschem Tennis Bund und Gold-Kraemer-Stiftung, mit Unterstützung des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes sowie vieler lokaler Partner realisiert.
Platzierungen in der Übersicht
B1 Damen:
1. Bianka Graeming (7:6 / 7:5) 2. Kirstin Linck 3. Christina Jöllenbeck
B1 Herren:
1. Bastian Kaller, 2. Lars Stetten, 3. Michael Löffler
B2 Damen:
1. Daniela Schmidt, 2. Simone Kaminski, 3. Susanne Groneberg
B2 Herren:
1. Miro Miletic, 2. Yannick Neumann, 3. Michael Gutschmidt
B3 Damen:
1. Charlotte Schwagmeier, 2. Daniela Wallace, 3. Cora Berger
B3 Herren:
1. Christian Schäfer, 2. Sascha zur Borg, 3. Tobias Nitschmann
B2/3 Doppel:
1. Sascha zur Borg & Miro Miletic, 2. Christian Schäfer & Tobias Nitschmann, 3. Simone Kaminski & Charlotte Schwagmeier